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Schienenversorgung bei Tendovaginitis stenosans

Wenn die Finger streiken - Schienenversorgung bei Tendovaginitis stenosans

Ein Artikel von Rebecca Groth aus der Fachzeitschrift "Ergotherapie und Rehabilitation (DVE)"

Quellenangabe: Groth, R.: Wenn die Finger streiken, ET Reha 55. Jg. 2016, Nr. 6: S. 17-21, Hrsg. DVE

Mit freundlicher Genehmigung des Schulz-Kirchner Verlag:
Link: www.schulz-kirchner.de

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Leseprobe

Schmerzt ein Finger beim Greifen oder lässt er sich nicht mehr aktiv strecken, ist häufig eine Überlastung bei Arbeit oder Hobby die Ursache. Lesen Sie, wie es zu einem sogenannten schnellenden Finger kommt und wie Ergotherapie mit Schienenversorgung und einem Übungsprogramm helfen kann.

Die Tendovaginits stenosans oder auch schnellender/ schnappender Finger, Ringbandstenose oder Triggerfinger genannt, wird in Deutschland fast ausschließlich operiert oder mit Kortikoidinjektionen behandelt. Wenn man sich jedoch die Pathophysiologie und die daraus resultierenden Mechanismen genauer ansieht, wäre dies nicht zwingend nötig. Denn es gibt durchaus erfolgversprechende therapeutische Alternativen zur OP. Dies belegen auch Studien aus den Vereinigten Staaten.

Die anatomischen Strukturen verstehen
Wie auch am Handgelenk, gibt es auf der Flexorenseite der Finger Sehnenscheiden, die die Sehnen beim Zug über die Fingergelenke vor Reibung und äußeren Einwirkungen schützen. Von der grundlegenden Struktur her sind Sehnenscheiden ähnlich wie Gelenkkapseln aufgebaut. Sie haben eine äußere fibröse Schicht, die zur Stabilität des Systems und zum Schutz vor äußeren Einwirkungen angelegt ist. Diese äußere Schicht ist an den knöchernen Strukturen verankert und gibt den Sehnen dadurch einen Führungskanal, der sie bei allen Bewegungen in Position hält. Die innere Synovialmembran dagegen bildet das Sehnengleitlager. Sie ist als geschlossene Doppellamelle angelegt, in der sich die Synovialflüssigkeit befindet. Die Sehne ist an der inneren Doppellamelle angewachsen und gleitet durch die Sehnenscheide, indem sich das innere Blatt der Synovialmembran über das äußere Blatt der Synovialmembran verschiebt. Für dieses Gleiten hat das Innere der Sehnenscheide einen Bereich, der sich beim Gleiten der Sehne umstülpen und somit das feste umhüllende Gewebe verlassen kann. Auf diese Weise ist ein reibungsfreies Gleiten der Sehne über die Gelenke möglich (Kapandji 2009).
An den Fingern bilden sich aus dem stützenden Bindegewebe feste Bandstrukturen, die sich schließlich zu einer Röhre um die Sehnen schließen (von Lanz/Wachsmuth 1959).
Dieses System besteht aus fünf Ringbändern (A1 bis A5) und drei Kreuzbändern (C1 bis C3). Durch diese unterbrochene Bauweise ist das fibröse Material bei der Flexion der Finger nicht im Weg und lässt diese endgradig zu (Zilles/Tillmann 2010). Das System aus Ringund Kreuzbändern dient zur Führung der Beugesehnen (Schuster 2005).

Pathophysiologie unbekannt
Die exakte Ursache der Tendovaginitis stenosans (ICD-10-Code: M65.3) ist noch immer unbekannt (Adams/Habbu 2015). Als Ursachen werden Überlastung, rezidivierende Druckeinwirkung auf die Sehnenscheide, ein degenerativ-entzündliches Geschehen wie etwa rheumatoide Arthritis oder Gicht oder Systemerkrankungen wie Diabetes mellitus oder auch Schilddrüsenerkrankungen vermutet (Adams/Habbu 2015, Lowka 2014). Häufig kommt es zu einer entzündlichen Einengung der Sehnenscheide des Fingers in Höhe des Grundgelenks (Schuster 2005). Diese erschwert das Gleiten der Sehne in ihrem Kanal und führt zu einer Schwellung, welche wiederum das Schnappen verursacht. Auch eine Verdickung der Sehne kann das Phänomen des schnellenden Fingers auslösen, fällt jedoch unter eine leicht andere Pathophysiologie.

Bei allen Menschen besteht anatomisch eine Enge im Bereich der Ringbänder A1, also eine Veranlagung, dieses Krankheitsbild zu entwickeln, wenn schädigende Momente hinzukommen. Hierbei kann es sich um wiederholte Überlastung bei Arbeit und Hobby handeln. Tätigkeiten, die wiederholtes festes Greifen erfordern, können die Sehne reizen und zu einer Verdickung von Sehnen und/oder Sehnenscheiden führen (Beispiel: längerer Gebrauch von Werkzeugen wie Zangen oder Scheren, die sich beim Arbeiten fest gegen die Ringbänder A1 und andere Teile der Sehnenscheide pressen). Dabei kommt es zu kleinsten Verletzungen der Synovialmembran, die mit einer Entzündung reagiert. Diese Entzündungsreaktion führt dann unter anderem zu einer Schwellung im Bereich des Sehnengleitlagers (Abb. 1). Wenn nun der Finger endgradig flektiert wird, rutscht dieser verdickte Bereich des Sehnengleitlagers aus dem Ringband A1 am MCP heraus und sitzt nun außerhalb des fibrösen Leitgewebes (Abb. 2). Bei dem Versuch, nun den Finger wieder zu extendieren, bleibt die geschwollene Struktur zunächst am Eingang des Ringbandes hängen. Erst mit erhöhtem Kraftaufwand lässt sich dieses Hindernis überwinden und der Finger schnellt in die Streckung zurück. Durch diese wiederholten, ruckartigen Krafteinwirkungen kommt es erneut zu minimalen Gewebeschädigungen, die wieder eine Entzündungsreaktion hervorrufen.

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