Narbenbehandlung - Funktion und Erscheinungsbild
Für die Nachbehandlung von Narben gibt es bisher keinen Goldstandard.
Sie wird im Praxisalltag unterschiedlich gelebt.
Dieser Artikel gibt eine Übersicht über die verschiedenen Techniken zur Narbenbehandlung.
Um die geeigneten Maßnahmen einzuleiten, ist es wichtig, die Narbe zu klassifizieren und zu befunden.
Denn so lassen sich Technik und Dosierung anhand des Narbenbildes anpassen.
Ein Artikel von Oskar Hesse, erschienen in der Fachzeitschrift "ergopraxis" Ausgabe 2/24.
Mit freundlicher Genehmigung des Thieme Verlags.
Leseprobe:
Das Ergebnis einer Wundheilung kann ein faserreiches und funktionell minderwertiges Gewebe sein – eine Narbe.
Diese kann zu Kontrakturen neigen, die zu funktionellen Einschränkungen führen.
Auch zusätzliche Veränderungen der ästhetischen Komponente führen zu einer verminderten Akzeptanz des Körperbildes, die mit sozioemotionalen Komplikationen einhergeht.
WUNDHEILUNGSPHASEN
Um eine geeignete Narbentherapie durchzuführen, sollte man die physiologischen Phasen der Wundheilung kennen, um einen geeigneten therapeutischen Reiz zu applizieren.
Aufgrund der mechanisch abweichenden Stabilität in den Phasen bedarf es dieses Kenntnisstandes.
In den verschiedenen Phasen sind unterschiedliche Dosierungen notwendig.
Unterschieden wird in Entzündungs-, Proliferations- und Remodulierungsphase:
Entzündungsphase (bis 6. Tag):
Nach einer initialen Vasokonstriktion kommt es nach wenigen Minuten zur Vasodilatation, um die Zellen mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen.
Anschließend entsteht ein Blutkoagel als Basis für die Hämostase. Die Makrophagen beginnen mit dem Abbau von zerstörtem Gewebe.
Die Produktion von spezifischen Baustoffen wird von Fibroblasten durchgeführt.
Proliferationsphase (bis zum 21. Tag):
Hier steht die Produktivität von Fibroblasten im Vordergrund.
Ebenso ist diese Phase von Gefäßeinsprossungen gekennzeichnet.
Fibroblasten reagieren neben der Produktion von Kollagen Typ III ( KOLLAGEN-TYPEN) auch auf mechanische Reize von außen.
Es entsteht ein wenig stabiles Gewebeknäul.
Diese Kollagene benötigen einen spezifischen Reiz um sich ihren Aufgaben gerecht anzuordnen und sich, in diesem Fall, in Kollagen Typ I umzuwandeln.
Remodulierungsphase (ab dem 21. Tag):
Das Kollagen Typ III ist in dieser Phase größtenteils durch Kollagen Typ I ersetzt worden.
Die adäquate Reizgebung ist während der Proliferationsphase wichtig für die Ausrichtung der Typ-I-Fasern, die während der Remodulierungphase entstehen.
Die Umwandlung dieser Fasern kann beim Erwachsenen bis zu 1,5 Jahre dauern.