Der Artikel „Brustwirbelsäule – Manuelle Diagnostik und Therapie“ von H. Moll, G. Harke und M. Graf beschreibt die vollständige manualmedizinische Herangehensweise zur Untersuchung und Behandlung der Brustwirbelsäule.
Zunächst steht die genaue Anamnese im Vordergrund, in der Schmerzlokalisation, Dauer und mögliche Ursachen wie Traumata, Fehlhaltungen oder viszerale Beschwerden erfasst werden. Bei der Inspektion werden Haltung, Skoliose, Kyphose und muskuläre Dysbalancen beurteilt. Die anschließende Funktionsprüfung umfasst Seitneigung, Rotation, Flexion und Extension, ergänzt durch Palpation und segmentale Tests zur Feststellung hypomobiler Wirbelsäulenabschnitte.
Die Autoren erläutern das Drei-Schritt-Diagnosekonzept nach Sell und die Untersuchung des sogenannten joint play, um die Beweglichkeit einzelner Wirbelsegmente zu beurteilen. Darauf aufbauend folgt die Behandlung funktioneller Störungen wie Blockierungen oder reversible Hypomobilitäten, wobei Kontraindikationen stets ausgeschlossen werden müssen.
Therapeutisch werden Weichteiltechniken, Mobilisationen und Manipulationen vorgestellt. Die Weichteiltechniken dienen der muskulären Entspannung, während Mobilisationen durch postisometrische Relaxation die Beweglichkeit einzelner Segmente wiederherstellen. Manipulationen werden unter genauer segmentaler Einstellung, sanfter Impulsführung und kontrollierter Probemobilisation ausgeführt, bevorzugt in der Ausatmungsphase. Die Abbildungen im Artikel zeigen detailliert Grifftechniken wie den tangentialen Schub nach kranial, den ventralisierenden Kreuz-Handgriff und den Pistolengriff.
Im Fazit betonen die Autoren die enge Verbindung zwischen funktionellen Störungen der BWS und viszeralen Erkrankungen. Häufig treten thorakale Beschwerden als Ausdruck reflektorischer Prozesse innerer Organe auf. Die manuelle Medizin dient daher nicht nur der lokalen Mobilisation, sondern auch der Wiederherstellung des vegetativen Gleichgewichts und einer harmonischen Körperstatik.
